Beschreibung
Ich kann mein ausgewähltes Glück kaum fassen, denn die großen Kühe haben mir erzählt, dass ich schon längstens tot sein müsste … neben meiner Mami, einer wunderschönen Jerseykuh mit großen traurigen schwarzen Augen lag ich da und wurde liebevoll mit ihrer warmen und herzlichen Zunge abgeleckt. Ich begriff gar nicht wirklich was sie meinte, doch in diesem Augenblick packten mich 2 starke Männerarme und zogen mich von Mami weg, einen dunklen Gang entlang, ich schrie um mein Leben und Mami antwortete noch traurig, doch ich habe Mami nie wieder gesehen ….
In einem anderen Gebäude sperrte man mich alleine in eine Hütte mit einem kleinen Gitter davor. In der Reihe neben mir waren auch noch andere Kälber, ebenfalls jeder in seinem Einzelabteil eingesperrt. Wir bekamen jeden Tag in einem Eimer mit Schneller Milch an das Gitter gehängt und das war alles. Keine Mami, keine Geschwister an meiner Seite, nur warten auf den Eimer 2 x am Tag … und so vergingen die Tage.
Dann kam wieder dieser Mann mit den starken Armen, welcher mich von Mami weggezogen hatte und spannte meinen Kopf in ein Gestell, so dass ich ihn nicht mehr bewegen konnte. An meinem Kopf wo die Hörner heraus wachsen sollten, qualmte es fürchterlich. Ich hatte unglaubliche Schmerzen und weiß nicht was passiert ist und dann warf man mich wieder in meine Box und ich war wieder alleine. Leider konnte ich auch nicht alles Sehen, denn auf dem einen Auge bin ich blind und auch mit dem anderen Auge konnte ich nur schlecht sehen.
Nach 8 Wochen zerrte man mich heraus und gab mir eine Spritze, dann wurde ich etwas müde und kam in eine Box in ein Autp. Wohin werden sie mich bringen? Nach 2 Stunden wurde ich in ein anderes Auto umgeladen, doch ich war einfach nur müde und nach weiteren 2 Stunden kam ich in einen Stall. Da wurde ich dann langsam wieder munter und konnte es kaum fassen, dass mein ehemaliger Nachbar, das Kälbchen Siggi, was sie vor 4 Wochen weggeholt hatten auch da war. Wir haben uns sofort wieder erkannt und uns so gefreut. Und nun konnten wir zusammen in einem Ställchen mit Stroh uns endlich aneinander kuscheln und abschlecken und waren nicht mehr alleine. Unsere neue Besitzerin hat uns auch die Eimer mit Milch gegeben, wir haben aber auch Heu bekommen und sie hat uns jeden Tag ganz lien gestreichelt und gebürstet. Dann haben wir gelernt Halfter anzuziehen und sind draußen spazieren geführt worden. Ich konnte ja nicht so viel sehenm daher musste Siggi immer vor gehen. So haben wir immer die Umgebung erkundet, Esel und Pferde kennen gelernt, unser erstes Gras gezupft und gelernt, dass es auch Menschen gibt, die uns einfach lieb haben und uns nicht weh tun.
Mein eines Auge blieb leider blind und die Sehfähigkeit des anderen Auges verbesserte sich wieder, jedoch habe ich das mit dem Elektrozaun einfach nicht verstanden. Siggi hat es mir zwar immer vorgemacht, doch bin ich wegen meinem schlechten Sehvermögen immer wieder an den Zaun gekommen und das tat weh. Obwohl wir es immer wieder geübt haben, klappte es einfach nicht.
Und dann kam eines Tages plötzlich „Helen“, die sah aus wie meine Mami! Helen war schon 5 Jahre alt und hatte auch schon 3 solcher Kälber wie uns gehabt. Helen kannte sich aus.
Sie war schon etwas streng aber sie hat uns alles beigebracht und mit ihrer Hilfe habe ich das mit dem Zaun verstanden. Endlich war eine große Kuh an unserer Seite, die uns Kraft und Stärke gab. Leider hat Helen uns auch erzählt, was normalerweise mit uns Kälbern passiert. Wir haben nur ein kurzes Leben, kommen nie nach draußen, werden irgendwann in einen engen Hänger mit vielen anderen zusammengepfercht und oft über Tage herumtransportiert, bis wir dann in einen Gang geprügelt werden, wo alles nach Blut riecht und ein plötzlicher Schlag an unseren Kopf unser kurzes, trauriges Leben beendet.
Warum gerade Siggi und ich dieses unglaubliche Glück haben, ein schönes Leben leben zu dürfen haben wir nie begriffen. Wir sind jetzt keine „Nutztiere“ mehr, sondern ein geliebtes Mitgeschöpf. Wir sind so traurig, dass so viele von uns einfach nie ein schönes Leben haben und die Menschen gar nicht erkennen, wie liebevoll wir sind und wie sehr wir auch Schmerzen und Leid empfinden. Unsere Gnadenhof kann leider nicht alle retten, doch wir hoffen, dass uns viele Menschen kennen lernen und einfach mal nachdenken, was sie uns Tieren antun.
Ich freue mich so sehr zu leben, auch wenn ich nicht alles sehe und hoffe ich kann noch ganz viele schöne Jahre mit unserer kleinen Rinderfamilie auf unserem netten Hof und unseren herrlichen Koppeln mein Leben genießen. Ich danke auch allen lieben Menschen, die uns das möglich gemacht haben und wenn ihr uns dann mal besuchen kommt, dann erzähle ich euch noch mehr … Ich träume von netten Paten oder von leckeren Futterspenden !